Lieblings-Lieder
Karl Ebinger war ein Leben lang Organist und Chorleiter und sang auch am Klavier im Klassenzimmer viel mit seinen Schülern
Was mir in seiner letzten Lebenszeit auffiel, dass er es spontan sang als Trost:
Ist Gott für mich, so trete (Text und Video siehe unten) von Paul Gerhardt Die güldne Sonne voll Freud und Wonne (Text und Video siehe unten) von Paul Gerhardt Seinem Bruder fiel ein: J. S. Bach: Kantate No. 106 Gottes Zeit ist die beste Zeit (Text und Video siehe unten) |
Oh when the Saints go marching in
sang er früher gern Familienlieder: Wir haben einen Felsen, der unbeweglich steht Himmelan nur himmelan soll der Wandel gehen |
351:0 Ist Gott für mich, so trete
Am 26.03.2018 schrieb ich an meinen Paten-Onkel Konrad Eißler: Und dann ist noch ein kleines Wunder passiert (Deine Mail kam gerade in dem Moment, in dem ich Deinen Gedächtnis-Stunden-Beitrag hochlud.) Die Wunder vergessen wir immer so schnell. Du zitiertest ja für mich sehr eindrücklich in der Gedächtnisstunde:
„Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ, das was mich singen machet, ist was im Himmel ist.“ Unten letzte Strophe.
Diese Liedzeile passt zum Trautext unserer Eltern vom 13. Mai 1967 in der neu erbauten Hülbener Kirche. "Dort hieß es von Jakob, der auch heimging: „Als er an Pniel vorüberkam, ging ihm die Sonne auf.“ 1. Mose 32,32, er hatte gerade mit dem Engel gekämpft. "Daheim geht immer die Sonne auf."
Genau diese Zeile hat Papa spontan los gesungen vor über einem Jahr. Wir fuhren bei Metzingen auf der Bundesstraße am Spätnachmittag, um Mama in der Reha in Urach zu besuchen (diese Zeit erwähnst Du ja in Deiner Ansprache zur Gedchtnisstunde). Schräg schien die Wintersonne zum Auto herein über die nassen Felder. Wir fuhren an einem Feld vorbei, wo herrlich frisch die Halme des Wintergetreides in der Sonne glitzerten. Wir waren bedrückt, aber der Anblick war -- vom Himmel geschenkt -- so herrlich, dass Papa genau diese Zeile sang. Und nun, ein Jahr später beendest Du genau damit Deine Ansprache und erinnertest mich an diesen schönen Himmelstrost vor einem Jahr.
351:1 Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?
351:2 Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm's auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.
351:3 Der Grund, da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut; das machet, dass ich finde das ewge, wahre Gut. An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.
351:4 Mein Jesus ist mein Ehre, mein Glanz und schönes Licht. Wenn der nicht in mir wäre, so dürft und könnt ich nicht vor Gottes Augen stehen und vor dem Sternensitz, ich müsste stracks vergehen wie Wachs in Feuershitz.
351:5 Der, der hat ausgelöschet, was mit sich führt den Tod; der ist's, der mich rein wäschet, macht schneeweiß, was ist rot. In ihm kann ich mich freuen, hab einen Heldenmut, darf kein Gerichte scheuen, wie sonst ein Sünder tut.
351:6 Nichts, nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut: die Höll und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut. Kein Urteil mich erschrecket, kein Unheil mich betrübt, weil mich mit Flügeln decket mein Heiland, der mich liebt.
351:7 Sein Geist wohnt mir im Herzen, regiert mir meinen Sinn, vertreibet Sorg und Schmerzen, nimmt allen Kummer hin; gibt Segen und Gedeihen dem, was er in mir schafft, hilft mir das Abba schreien aus aller meiner Kraft.
351:8 Und wenn an meinem Orte sich Furcht und Schrecken find't, so seufzt und spricht er Worte, die unaussprechlich sind mir zwar und meinem Munde, Gott aber wohl bewusst, der an des Herzens Grunde ersiehet seine Lust.
351:9 Sein Geist spricht meinem Geiste manch süßes Trostwort zu: wie Gott dem Hilfe leiste, der bei ihm suchet Ruh, und wie er hab erbauet ein edle neue Stadt, da Aug und Herze schauet, was es geglaubet hat.
351:10 Da ist mein Teil und Erbe mir prächtig zugericht'; wenn ich gleich fall und sterbe, fällt doch mein Himmel nicht. Muss ich auch gleich hier feuchten mit Tränen meine Zeit, mein Jesus und sein Leuchten durchsüßet alles Leid.
351:11 Die Welt, die mag zerbrechen, du stehst mir ewiglich; kein Brennen, Hauen, Stechen soll trennen mich und dich; kein Hunger und kein Dürsten, kein Armut, keine Pein, kein Zorn der großen Fürsten soll mir ein Hindrung sein.
351:12 Kein Engel, keine Freuden, kein Thron, kein Herrlichkeit, kein Lieben und kein Leiden, kein Angst und Fährlichkeit, was man nur kann erdenken, es sei klein oder groß: der keines soll mich lenken aus deinem Arm und Schoß.
351:13 Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud und Singen, sieht lauter Sonnenschein. Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.
Paul Gerhardt
Quelle: http://www.l4a.org/cgi-bin/4lieder?lookupMode=liedaufschlagen&lookup=Evangelisches%20Gesangbuch+351
Am 26.03.2018 schrieb ich an meinen Paten-Onkel Konrad Eißler: Und dann ist noch ein kleines Wunder passiert (Deine Mail kam gerade in dem Moment, in dem ich Deinen Gedächtnis-Stunden-Beitrag hochlud.) Die Wunder vergessen wir immer so schnell. Du zitiertest ja für mich sehr eindrücklich in der Gedächtnisstunde:
„Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ, das was mich singen machet, ist was im Himmel ist.“ Unten letzte Strophe.
Diese Liedzeile passt zum Trautext unserer Eltern vom 13. Mai 1967 in der neu erbauten Hülbener Kirche. "Dort hieß es von Jakob, der auch heimging: „Als er an Pniel vorüberkam, ging ihm die Sonne auf.“ 1. Mose 32,32, er hatte gerade mit dem Engel gekämpft. "Daheim geht immer die Sonne auf."
Genau diese Zeile hat Papa spontan los gesungen vor über einem Jahr. Wir fuhren bei Metzingen auf der Bundesstraße am Spätnachmittag, um Mama in der Reha in Urach zu besuchen (diese Zeit erwähnst Du ja in Deiner Ansprache zur Gedchtnisstunde). Schräg schien die Wintersonne zum Auto herein über die nassen Felder. Wir fuhren an einem Feld vorbei, wo herrlich frisch die Halme des Wintergetreides in der Sonne glitzerten. Wir waren bedrückt, aber der Anblick war -- vom Himmel geschenkt -- so herrlich, dass Papa genau diese Zeile sang. Und nun, ein Jahr später beendest Du genau damit Deine Ansprache und erinnertest mich an diesen schönen Himmelstrost vor einem Jahr.
351:1 Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?
351:2 Nun weiß und glaub ich feste, ich rühm's auch ohne Scheu, dass Gott, der Höchst und Beste, mein Freund und Vater sei und dass in allen Fällen er mir zur Rechten steh und dämpfe Sturm und Wellen und was mir bringet Weh.
351:3 Der Grund, da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut; das machet, dass ich finde das ewge, wahre Gut. An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.
351:4 Mein Jesus ist mein Ehre, mein Glanz und schönes Licht. Wenn der nicht in mir wäre, so dürft und könnt ich nicht vor Gottes Augen stehen und vor dem Sternensitz, ich müsste stracks vergehen wie Wachs in Feuershitz.
351:5 Der, der hat ausgelöschet, was mit sich führt den Tod; der ist's, der mich rein wäschet, macht schneeweiß, was ist rot. In ihm kann ich mich freuen, hab einen Heldenmut, darf kein Gerichte scheuen, wie sonst ein Sünder tut.
351:6 Nichts, nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut: die Höll und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut. Kein Urteil mich erschrecket, kein Unheil mich betrübt, weil mich mit Flügeln decket mein Heiland, der mich liebt.
351:7 Sein Geist wohnt mir im Herzen, regiert mir meinen Sinn, vertreibet Sorg und Schmerzen, nimmt allen Kummer hin; gibt Segen und Gedeihen dem, was er in mir schafft, hilft mir das Abba schreien aus aller meiner Kraft.
351:8 Und wenn an meinem Orte sich Furcht und Schrecken find't, so seufzt und spricht er Worte, die unaussprechlich sind mir zwar und meinem Munde, Gott aber wohl bewusst, der an des Herzens Grunde ersiehet seine Lust.
351:9 Sein Geist spricht meinem Geiste manch süßes Trostwort zu: wie Gott dem Hilfe leiste, der bei ihm suchet Ruh, und wie er hab erbauet ein edle neue Stadt, da Aug und Herze schauet, was es geglaubet hat.
351:10 Da ist mein Teil und Erbe mir prächtig zugericht'; wenn ich gleich fall und sterbe, fällt doch mein Himmel nicht. Muss ich auch gleich hier feuchten mit Tränen meine Zeit, mein Jesus und sein Leuchten durchsüßet alles Leid.
351:11 Die Welt, die mag zerbrechen, du stehst mir ewiglich; kein Brennen, Hauen, Stechen soll trennen mich und dich; kein Hunger und kein Dürsten, kein Armut, keine Pein, kein Zorn der großen Fürsten soll mir ein Hindrung sein.
351:12 Kein Engel, keine Freuden, kein Thron, kein Herrlichkeit, kein Lieben und kein Leiden, kein Angst und Fährlichkeit, was man nur kann erdenken, es sei klein oder groß: der keines soll mich lenken aus deinem Arm und Schoß.
351:13 Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud und Singen, sieht lauter Sonnenschein. Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ; das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.
Paul Gerhardt
Quelle: http://www.l4a.org/cgi-bin/4lieder?lookupMode=liedaufschlagen&lookup=Evangelisches%20Gesangbuch+351
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Ich hielt Nachtwache bei meinem Vater wenige Woche vor seinem Tod. Unbezahlbar. Er musste auf die Toilette so ca. alle vier Stunden, oder er brauchte etwas zum Trinken, oder er wusste nicht, wo er war, und brauchte Ansprache. Wenn ich gewusst hätte, dass es nicht mehr so lange geht, hätte ich noch Kraft aufgebracht für mehr Nachtwachen. In der einen Nacht betete er mit mir und sprach über alles Mögliche. In der zweiten Nacht war die Demenz so stark, dass er nicht wusste, wer ich war. Er siezte mich. Er brauchte Bewegung, also holte ich ihn aus dem Bett und lief mit ihm ein paar Runden durchs Stockwerk. In der letzten Nacht war es ihm zu dunkel. Da sang er folgendes Lied, wieder von Paul Gerhardt, laut und deutlich. Ich sang mit. Dann war er ganz klar im Kopf und entschuldigte sich für die Umstände, die er mir machte. Er wusste auch, dass ich am folgenden Tag abreisen würde und bedauerte dies, machte mir aber keinerlei Vorwürfe oder äußerte keine Erwartungen. So angenehm war er und sanft hier. Ich erinnere mich auch, wie manchmal Eltern oder Schüler sich beschwerten über das Auswendiglernen von Kirchenliedern. Das verlangte er im Religionsunterricht. Dann sagten er und meine Mutter immer als Begründung: Auf dem Sterbebett wird Ihr Kind später froh sein, wenn es dann nichts mehr kann, aber dann es ein Lied aufsagen kann! Und das hat sich bei ihm selber erfüllt.
Die güld'ne Sonne voll Freud und Wonne
bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
Mein Auge schauet, was Gott gebauet
zu seinen Ehren, und uns zu lehren,
wie sein Vermögen sei mächtig und groß
und wo die Frommen dann sollen hinkommen,
wann sie mit Frieden von hinnen geschieden
aus dieser Erden vergänglichem Schoß.
Abend und Morgen sind seine Sorgen;
segnen und mehren, Unglück verwehren
sind seine Werke und Taten allein.
Wenn wir uns legen, so ist er zugegen;
wenn wir aufstehen, so läßt er aufgehen
über uns seiner Barmherzigkeit Schein.
Alles vergehet. Gott aber stehet
ohn alles Wanken, seine Gedanken,
sein Wort und Wille hat ewigen Grund.
Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden,
heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen,
halten uns zeitlich und ewig gesund.
Quelle: https://www.lieder-archiv.de/die_gueldne_sonne-notenblatt_600101.html
Die güld'ne Sonne voll Freud und Wonne
bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen
ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder;
aber nun steh ich, bin munter und fröhlich,
schaue den Himmel mit meinem Gesicht.
Mein Auge schauet, was Gott gebauet
zu seinen Ehren, und uns zu lehren,
wie sein Vermögen sei mächtig und groß
und wo die Frommen dann sollen hinkommen,
wann sie mit Frieden von hinnen geschieden
aus dieser Erden vergänglichem Schoß.
Abend und Morgen sind seine Sorgen;
segnen und mehren, Unglück verwehren
sind seine Werke und Taten allein.
Wenn wir uns legen, so ist er zugegen;
wenn wir aufstehen, so läßt er aufgehen
über uns seiner Barmherzigkeit Schein.
Alles vergehet. Gott aber stehet
ohn alles Wanken, seine Gedanken,
sein Wort und Wille hat ewigen Grund.
Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden,
heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen,
halten uns zeitlich und ewig gesund.
Quelle: https://www.lieder-archiv.de/die_gueldne_sonne-notenblatt_600101.html
J. S. Bach: Kantate No. 106 Gottes Zeit ist die beste Zeit
Onkel Walter wusste, dass das Papas Lieblings-Kantate war und er ihn in der Jugend auch dahin mitgenommen hat zu einer Aufführung in Kirchheim / Teck. Der Beerdigungs-Organist und Neffe Hans-Joachim Eißler hat sie an der Beerdigung extra für ihn einstudiert und auf Orgel interpretiert!
Onkel Walter wusste, dass das Papas Lieblings-Kantate war und er ihn in der Jugend auch dahin mitgenommen hat zu einer Aufführung in Kirchheim / Teck. Der Beerdigungs-Organist und Neffe Hans-Joachim Eißler hat sie an der Beerdigung extra für ihn einstudiert und auf Orgel interpretiert!
Maria, meine Zwillingsschwester hat aus Papas akribisch geführtem Musik-Ordner den Text der Kantate heraus fotografiert.